Echt genial, dieser geniale Socken-Workshop

Ich stricke schon mein ganzes Leben lang. Ich kann es ganz gut. Pullover, Jacken, Schals, Tücher, Decken – alles Mögliche habe ich schon gestrickt. Aber noch niemals Socken. Ich wollte endlich lernen, wie man Strümpfe strickt. Da passte es mir ganz gut, dass etwa zeitgleich mit dem Aufkommen dieses Wunsches im Topp Verlag ein neues Buch erschien: „Der geniale Socken Workshop“ von Ewa Jostes und Stephanie van der Linden.  Also schrieb ich flugs den Verlag an und bat um ein Rezensionsexemplar. Dieser Beitrag ist also Werbung.

Ein echter Schinken!

Ich erwartete eine dieser Topp-Publikationen, die eher Heft als Buch sind. Aber ich hätte dem Untertitel mehr Beachtung schenken sollen: „Das Standardwerk zum Sockenstricken“. Standardwerke dieser Art haben denn schon mal ein anderes Format und mehr Seiten als die 32 eines Topp-Heftes. In diesem Fall hatte ich es mit einem ausgewachsenen DINA4-Nachschlagewerk mit über 250 Seiten zu tun. Damit fiel auf jeden Fall die Idee flach, das Buch mit in den Urlaub zu nehmen, um es dort zu lesen. Viel zu groß, viel zu schwer. Sockenwolle nahm ich aber dennoch mit und behalf mir mit einer Anleitung aus dem Internet.

Im Urlaub hab ich dann tatsächlich den ersten und bisher einzigen Strumpf meines Lebens gestrickt. Er ist sogar ganz gut gelungen, wie ich finde. Also so für einen Erstling. Ich fürchte allerdings, er wird ein Einzelstück bleiben. Denn bisher konnte ich mich noch nicht aufraffen, Socke Nummer 2 zu stricken. Zweimal hintereinander exakt dasselbe zu stricken, ist einfach ziemlich wenig abwechslungsreich. ;-)

Geballtes Strick-Know-how

Den “genialen Sockenworkshop” hab ich mir dann aber dennoch angesehen. Was da zwischen zwei Buchdeckeln steckt, ist wahrlich geballtes Strick-Know-how. Die Autorinnen schreiben über Dinge wie z .B. die Bumerang-Ferse oder die Schnecken-Spitze, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gibt.  Und sie stricken sie auch. Ob Anschläge, Bündchen, Fersen, Spitzen – alles ist mit Beispielen illustriert. Hilfreich auch: Maschentabellen für verschiedene Garnstärken. Es gibt hier wirklich nichts im großen Sockenstrick-Universum, das nicht beschrieben und erklärt wird. Der “geniale Sockenworkshop” verhilft Anfänger*innen zur ersten Socke und Fortgeschrittenen zu wahren Sockenkunstwerken. Denn auch das gibt es in diesem Buch: kreative und phantasievolle Muster und Formen. Alle möglichen Arbeitstechniken werden auf 256 Seiten mit unzähligen Fotos und verständlichen Texten erläutert. Und so mancher oder manchem werden auch die Online-Videos gefallen.

Und was ich vor allem gelernt habe: Ich hätte doch vor dem Urlaub ins Buch schauen sollen, denn dann hätte ich gelernt, wie man zwei Socken gleichzeitig stricken kann. Denn das wird selbstverständlich auch erklärt. Und so werde ich dann vielleicht doch noch zur Sockenstrickerin. Dank des “genialen Sockenworkshops von Ewa Jostes und Stephanie van der Linden aus dem Topp Verlag.

ISBN-13: 9783772481512 – 24,99 Euro

Erhältlich bei jedem Buchhändler oder gleich hier beim Verlag.

Kurzweilige Unterhaltung*

Was macht man an einem nasskalten Sonntag, an dem am Niederrhein jeder Karneval feiert, man selbst aber so gar keine Lust auf Straßenkarneval hat? Na klar, man kuschelt sich in die Sofa-Ecke und liest. Und zwar Katja Heimanns Debütroman: Vitamin V wie Wohnung.

Der Titel hätte auch – wenn es ihn nicht schon geben würde – Pleiten, Pech und Pannen lauten können. Denn genau diese reihen sich in flotter Folge aneinander und erzeugen so eine Atmosphäre von chaotischem Durcheinander, das streckenweise atemlos macht. Ein Missgeschick jagt das nächste in diesem Roman, der sich nur so weg liest, wenn man einmal angefangen hat.

Es geht um Nora und ihren kleinen Sohn Colin, die wegen einer Explosion plötzlich obdachlos sind. Ihr Freund Eggert lässt sie in dieser Notlage in das Haus seiner Freunde Bruno und Rea, die gerade im Urlaub sind. Ein Urlaub aber ist endlich – und so fangen die Schwierigkeiten erst an, als die beiden zurückkehren und sich gezwungenermaßen in einer nicht gewollten WG im eigenen Haus wiederfinden. Dass Nora auf ihrer Suche nach einer neuen Wohnung nicht nur die merkwürdigsten Behausungen, sondern auch einige interessante Männer findet, macht die ganze Geschichte nicht weniger unterhaltsam.

Spannend, wie die Autorin mit den Perspektiven umgeht. Während die Hauptprotagonistin aus ihrer Sicht, also in der Ich-Form erzählt, werden die anderen Figuren in der dritten Person erzählt. Heimann wechselt die Perspektiven immer wieder und zwar so gekonnt, dass es den Lesefluss in keiner Weise stört.

Katja Heimann schreibt und beschreibt sehr detailliert und realitätsgetreu. Man merkt, dass sie entweder sehr gut recherchiert hat, oder aber sich auskennt in der Gegend, in der ihre Figuren sich bewegen. Man könnte also vermutlich auch einen Aufkleber aufs Buch machen: Ein Hamburg-Schmöker.

Vitamin V wie Wohnung ist eine lebendige, humorvolle Geschichte mit großer Erzählfreude und viel Sprachgefühl erzählt – perfekt geeignet für alle, die beim Lesen in erster Linie Entspannung suchen.

Katja Heimann: Vitamin V wie Wohnung. Hamburg, tredition, 332 Seiten, als Paperback € 13,99
ISBN: 9783743969605

*Werbung. Das Rezensionsexemplar wurde mir vom Verlag zur Verfügung gestellt.

Tee mit Ayman – Geschichten, die zeigen, wie es wirklich ist*

Wie mittlerweile alle wissen dürften, habe ich im Selfpublishing-Verlag Tredition mein deutsch-arabisches Buch “Umweg Jakarta” veröffentlicht. Naturgemäß bin ich deshalb öfter Besucher der Website des Verlages und ich hab mir auch angesehen, was denn sonst noch für Bücher dort so erscheinen. Und ich habe auch schon die erste Perle gefunden. Das Buch heißt “Tee mit Ayman – Im Dialog mit Geflüchteten” und wurde geschrieben von Astrid Ruppert.

Astrid Ruppert ist kein Newbie, sie weiß, was sie tut und das liest man auch. ‘Tee mit Ayman’ ist bei weitem nicht ihr erstes Buch, sie hat bereits einige Romane und auch Drehbücher veröffentlicht. Und sie hat mir etwas voraus: Ihr erstes Buch wurde bereits verfilmt. ;-) Wer meine Postings rund um  ‘Umweg Jakarta’ verfolgt hat, weiß, dass das mein Endziel (oder sollte ich sagen Traum) ist: die Verfilmung unserer Geschichte. Ein wenig mehr über Astrid Ruppert kann man hier auf der Verlagsseite nachlesen.

Astrid Ruppert und ich haben noch mehr Gemeinsamkeiten. Wir sind nicht nur beide Autorinnen bei Tredition, wir engagieren uns auch beide seit 2015 ehrenamtlich für Geflüchtete. Und auch Ihre Beweggründe unterschreibe ich vollumfänglich. Sie sagt von sich selbst, dass sie sich engagiert, “weil sie davon überzeugt ist, dass die Erde allen Menschen gleichermaßen gehört und man sich gemeinsam auf ihr arrangieren muss und kann.”

Das, was sie in ihrer täglichen Arbeit mit Geflüchteten erlebt hat, hat sie in lauter kleinen Geschichten aufgeschrieben. Geschichten, die jeder, der sich in der Flüchtlingshilfe engagiert, auf die ein oder andere Art schon erlebt hat. Ich fühlte mich beim Lesen in viele meiner eigenen Besuche bei den Menschen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak oder Iran oder auch aus Somalia, Eritrea und vielen anderen Ländern der Welt versetzt. “Tee mit Ayman” zeigt, wie es ist. Dass zum Beispiel deutsche Pünktlichkeit schnell gelernt wird, allerdings manchmal an der Sprachbarriere scheitert. (Wer das Buch lesen wird, wird wissen, was ich meine. Eine meine Lieblingsgeschichten. *g) Und es gibt auch eine Geschichte mit dem Titel: “Familiennachzug” Astrid Ruppert packt den Schmerz der Menschen, die um ihre Familien bangen und vor Sehnsucht vergehen auf einnehmende drei Seiten und ich fühle mit jeder Zeile, wie sie mitfühlt. Zwischen den Zeilen aller Geschichten erfährt man so ganz en passant, wie gut es einem selbst tun kann, wenn man anderen hilft.

Astrid Ruppert erzählt ganz einfach und unaufgeregt, wie es war, als sie diese oder jene oder auch die andere Geschichte erlebte. In einer klaren Sprache, die jeder versteht. Sie erzählt in der Ich-Perspektive und lässt uns so intensiv teilhaben an ihrem eigenen Erleben.

Auf dem Buchrücken steht eine Leserempfehlung von Ralf Müller von Evangelischen Dekanat Alsfeld: “Herausgekommen ist nicht nur ein Lese-, sondern auch ein Lehrbuch. Dieses gehört in die Hand eines jeden Freiwilligen in der Flüchtlingsarbeit.”

Herr Müller hat sicher Recht. Aber ich möchte unbedingt ergänzen: Dieses Buch gehört auch und vor allem in die Hand eines jeden Menschen, der sich bisher noch nicht für Flüchtlinge engagiert. Es hilft, Barrieren abzubauen und Ängste zu nehmen. Ich schreibe übrigens absichtlich nicht ‘Flüchtlingsarbeit’. Klar, manchmal ist es anstrengend, kostet Zeit und Nerven. Aber insgesamt ist der Kontakt zu unseren neuen Mitbürgerinnen und Mitbürgerinnen eine Bereicherung. Man lernt so viel, man bekommt so viel, und man erfährt auch einiges Neues über sich selbst.

Unbedingte Kauf- und Leseempfehlung. Es ist übrigens auch ein prima Geschenkbuch. Sogar für Menschen, die nicht sooo gerne lesen. Denn die einzelnen Geschichten sind sehr kurz. Und dennoch steckt mehr drin, als in manchem 300-Seiten-Roman.


Astrid Ruppert
Tee mit Ayman
Im Dialog mit Geflüchteten
erhältlich als

Paperback, ISBN: 978-3-7439-2747-6
Hardcover, ISBN: 978-3-7439-2748-3
oder e-Book,  ISBN: 978-3-7439-2749-0

überall im Buchhandel oder direkt bei
Tredition (empfohlen, denn dann hat die Autorin am meisten davon.)

 

*Werbung aus Überzeugung.

Show don’t tell – Praktischer Ratgeber von Simone Harland

Es ist ein „nur“ 55 Seiten „umfassend“es Werk, das Simone Harland als e-Book anbietet. (Nicht nur für kindle, sondern auch als Epub bei Hugendubel, Thalia, Weltbild oder buecher.de.) Und man kann es auch als PDF direkt über die Website der Autorin beziehen. Ich habe das Wörtchen ‚nur‘ und das Wort ‚umfassend‘ in Anführungszeichen gesetzt, weil diese beiden Worte hervorhebenswert sind. Denn Simone Harland hat geschafft, was vielen Sachbuchautoren nicht gelingt: Sie hat kurz und erfreulich schnell lesbar umfassend behandelt, wie man das Kino im Kopf des Lesers in Gang bringen kann. In diesem e-Book ist kein Wort zuviel, aber auch keines zu wenig.

Sie lesen üblicherweise Sachtexte mit einem Farbstift in der Hand, um sich Wichtiges zu markieren? Vergessen Sie es und legen Sie den Textmarker weg. Andernfalls ist am Ende Ihrer Lektüre der vollständige Text pink, gelb oder grün. Jeder einzelne Absatz enthält Merkenswertes und zeigt, wie man Show don’t tell praktisch umsetzt.  Nur einige beispielhafte Fragen, auf die Sie eine Antwort bekommen werden:

  • Wie setze ich die fünf Sinne beim Schreiben ein?
  • Wie setze ich Gefühle in Szene?
  • Warum ist Weglassen manchmal besser?
  • Warum erzeugen originelle Vergleiche Bilder im Kopf?
  • Durch welche Sprachstile ziehe ich den Leser ins Geschehen?

Simone Harland schreibt seit einem Vierteljahrhundert, ist Autorin von mehr als 70 Büchern und bietet auch Schreibcoaching an. Ihre langjährige Erfahrung spürt man in diesem e-Book in jeder einzelnen Zeile. Ich habe mich beim Lesen gefühlt, als säße ich in einem Workshop. Alle Fakten werden eindrücklich durch anschauliche Vorher-Nachher-Beispiele verdeutlicht und an vielen Stellen gibt es praktische Übungen. Besonders diese Übungen sind es, die helfen, das Gelesene direkt anzuwenden und so zu verinnerlichen. Und wer sich dennoch nicht alles auf Anhieb merken kann: Ich werde mir in Zukunft das Inhaltsverzeichnis neben die Tastatur legen – allein ein Blick darauf wird mich erinnern zu überprüfen, ob ich an alles gedacht habe, um meinen Text lebendiger und spannender für die Leser zu machen.

Unbedingte Leseempfehlung für alle, die schreiben. Und zwar für Anfänger und Profis.

Simone Harland
Show, don’t tell
Schreiben fürs Kopfkino
kindle-edition, € 3,99

Rezension: Das Lächeln des Bösen

Busch_neu1-197x300Ich bin dem Verlag Drömer Knaur noch eine Rezension schuldig, denn sie hatten mir ein Rezensionsexemplar geschickt. Gelesen habe ich ‘Das Lächeln des Bösen’ von Petra Busch, das bereits im März 2015 neu erschienen ist.

Nina Bach, 28, chaotischer Freigeist und von ihrer Familie verstoßen, ist schockiert: Ihre ältere Schwester Frauke, eine erfolgreiche Chirurgin, hat sich das Leben genommen – und sich vor dem Suizid offenbar selbst die Haut des Unterarms abgezogen. Nina hat Frauke gehasst. Doch Selbstmord hält sie für ausgeschlossen und beginnt nachzuforschen. Der zuständige Rechtsmediziner Emil Koswig will ihr nicht helfen. Bis Nina entdeckt, dass auch Koswigs Ehefrau sich selbst getötet und davor ein Auge herausgerissen hat. Gemeinsam suchen sie nach dem Hintergrund für die entsetzlichen Taten, und Nina verliebt sich dabei in den charmanten Arzt. Als die dritte Selbstmörderin auf seinem Obduktionstisch liegt, begreift Nina, dass sie Nummer vier sein soll. Doch nicht einmal Koswig glaubt ihr …

So der Wortlaut des Textes, mit dem der Verlag das Buch vorstellt. Doch darin steckt eine Irreführung. Denn Emil Koswig ist.nicht.charmant. Für mich war er von der ersten Zeile an ein arroganter Eigenbrötler. So.

Andere Rezensenten haben bemängelt, dass es sich hier nicht – wie auf dem Cover angegeben – um einen Psychothriller handele. Ja was soll das denn sonst sein? Es ist auf jeden Fall in Abgrenzung zu einem normalen Krimi ein Thriller mit ganz vielen Psychos in den Hauptrollen. Ehrlich gesagt, habe ich noch selten ein Buch mit so geballt vielen extrem Durchgeknallten gelesen. Da dieses Buch von Petra Busch geschrieben wurde, kann man sicher sein, dass jeder einzelne Typ zu einem spannenden Charakter wird, den wir bis in seine tiefsten seelischen Abgründe intensiv kennenlernen dürfen.

Die kurzen Kapitel und ein regelmäßiger Perspektivenwechsel – es gibt drei verschiedene Perspektiven im Buch – machen die Lektüre zu einer kurzweiligen Angelegenheit. Wenn man sich entführen ließ in die bemerkenswerte Phantasiewelt der Autorin, dann glitt man auf dem Spannungsbogen förmlich dahin und las einfach immer weiter. Weil die Kapitel ja kurz sind, hörte ich mich mehr als einmal sagen: Ach komm, noch eines… Wenn ich nicht mit dem Lesen aufhören kann oder will, dann ist ein Buch für mich spannend. Und das war hier definitiv der Fall. Wenn dann auch noch das Kopfkino ansprang, dann war es sogar stellenweise atemberaubend spannend. Und blutig. Und eklig.

Ich stelle dennoch fest, dass ich lieber Thriller oder Krimi als Psycho mag. Zumindest dann, wenn die Beweggründe für Handlungen zu weit weg von meiner Normalität liegen. Denn alle Protagonisten in diesem Buch hatten dermaßen einen Knall, dass ich zu oft dachte: das gibt’s doch gar nicht. Richtig bedrohlich und megaspannend wird es für mich aber erst dann, wenn ich mir die Situation persönlich vorstellen, mich in sie hinein versetzen kann.

Der einzig wirklich normale Charakter war im Grunde der ermittelnde Kommissar. So normal, dass er vollkommen blass blieb. Wobei – eigentlich war er auch nicht normal, denn so beschränkt, wie er dargestellt wurde, kann ich mir eigentlich keinen Kriminalbeamten vorstellen. ;-)

Gut gefallen haben mir die zahlreichen Rückblenden und die kursiv gesetzten Texte, von denen lange nicht klar war, wessen Gedanken das sind. Und dann natürlich Petra Buschs Spezialität: ihre höchstpräzise Beschreibung von Details und ihr virtuoser Umgang mit Sprache. Genau das war in diesem Buch das Antriebsmittel fürs Kopfkino, manchmal bestimmt nix für allzu sensible Leser. Das ging stellenweise im wahrsten Wortsinn schon gehörig ins Fleisch, wenn sie ansetzte, einzelne Arbeitsschritte in der Rechtsmedizin zu beschreiben …

‘Das Lächeln des Bösen‘ hat mich das ein oder andere Mal auf die falsche Fährte geführt und bis zum Schluss gut unterhalten. Dieser Stand-alone-Roman außerhalb der bisherigen Reihe der Autorin war ein kurzweiliges und spannendes Lesevergnügen. Aber ehrlich gesagt – als Busch-Fan der ersten Stunde wünsch ich mir fürs nächste Buch Moritz Ehrlinspiel zurück.

Petra Busch: Das Lächeln des Bösen, München 2015, Knaur Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-426-51548-8, Softcover, 448 Seiten, Format: 12,6 x 3 x 19 cm, Buch: EUR 9,99, Kindle Edition: EUR 9,99.

Schweig still, mein Kind

Dies ist keine Rezension, die ich schreibe, weil ich ein Rezensionsexemplar bekommen hatte. Nein, ich hab dieses Buch gekauft. Dieses Posting ist also keine Gegenleistung: Besprechung gegen Buch, sondern es ist ein Muss. Ich muss der Welt einfach von diesem Buch erzählen.

Nach vielen Monaten der Wartezeit – hatte vorbestellt – ist es pünktlich zu meinem Geburtstag am 10.09. bei mir aufgeschlagen. Ich war ja sooo gespannt und hätte am liebsten gleich mit dem Lesen begonnen. Aber ich musste ja `leider` erst mal Geburtstag feiern. Aber dann…

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Klar, wenn du ein Buch liest, das eine liebe Bekannte und Kollegin geschrieben hat, über das du schon so viel gesprochen hast im Vorfeld, dann bist du besonders gespannt. Aber es ist mir wichtig zu sagen, dass ich trotzdem als oller Krimifan völlig unvoreingenommen an dieses Buch gegangen bin. Ich hab schon sooo viele Krimis gelesen, viele waren gut, wenige haben mich überrascht. Und ich hab – ehrlich gesagt – schon vorher gedacht, dass dies ein gutes Buch wird, aber dass es mich vermutlich nicht überraschen wird. Eben, weil ich schon so viele kenne.

Ich hatte mich geirrt. Schon nach wenigen Seiten gab es die erste Überraschung. Also für mich.

Dann bin ich so eine, die “schöne Sprache”, intensive Beschreibungen immer überliest, oft sogar vorblättert, bis es endlich weitergeht. Das geht bei diesem Buch gar nicht. Die Sprache ist immer schön, die Beschreibungen immer intensiv, aber man kann sie nicht überblättern, sie sorgen dafür, dass es weitergeht.

Und dann: Dass Petra Busch intensiv recherchiert hatte, das wusste ich bereits. Aber wie sehr solche Recherche einem Buch gut tut, das weiß ich erst jetzt.

Kurz vor Schluss war es dann so weit – ich war enttäuscht. Ich dachte, das kann doch nicht sein, dass sie es so enden lässt. Das glaub ich einfach nicht. Ich dachte, ihr sei quasi beim Schreiben die Luft ausgegangen. Aber ich konnte es mir trotzdem nicht vorstellen, dass sie genau diesen Protagonisten zum Mörder werden ließ. Aber es sah alles danach aus. Viele quälende Seiten lang. Und dann wurde es doch wieder das gute Buch. Bzw. es war es die ganze Zeit. Ich war diejenige, die an dieser Stelle nicht weiter gedacht hatte. Die Autorin tat dies durchaus. Sie hatte mich in meiner Phantasie ganz einfach abgehängt. Und dann hatte ich endlich wieder mal beim Lesen so ein Gefühl, wie ich es lange nicht hatte. Viele Jahr her. Ich denke da zum Beispiel an Elizabeth George: Gott schütze dieses Haus. Da hatte ich das auch. Totale Verblüffung.

Ich hab aber auch was zu meckern – Moritz Ehrlinspiel. Ich hab es bis zur letzten Seite nicht geschafft, mir den Mann als den vorzustellen, der er sein sollte. In den besten Jahren, voll im Saft, auf seine Art attraktiv für Frauen. Für mich war der vom ersten Auftritt an grau und alt. Ich glaube, das liegt am Nachnamen. Der ist zu lang. Moritz Ehrlin, das wäre mein Mann gewesen. Aber ich verspreche, ich sehe darüber hinweg und lerne ihn besser einzuschätzen, wenn er nur wieder kommt!

Ich habe hier versucht über ein Buch zu schreiben, ohne etwas vom Inhalt zu verraten. Denn das wäre doof für alle, die “Schweig still, mein Kind” noch lesen wollen. Meine Meinung: Jeder Krimifan, der das nicht tut, hat etwas versäumt.

Die Welt hat eine neue Krimi-Autorin. Stieg Larsson ist leider tot, aber von Petra Busch werden wir noch eine Menge lesen. Ich bin ganz sicher! Und ich kann es nicht erwarten.

 

Außerdem fand ich – weil ich ja die Autorin ein wenig kenne – meine feste Überzeugung belegt: Schreiben macht frei…