Absagen(un)kultur

Ich hab meine Mailbox aufgeräumt und bin dabei ein bisschen in der Vergangenheit spazieren gegangen. Vor zweieinhalb Jahren hab ich offenbar etwas getan, wofür ich heute erfreulicherweise gar keine Zeit mehr hätte – ich hab mich irgendwo auf einen Texterjob beworben. Und erhielt diese Absage:

Liebe Biggi,

vielen Dank für dein Interesse mit uns zusammenzuarbeiten.

Aus der anonymen Masse der vielen Bewerbungen haben wir jetzt einige rausgesucht, mit denen wir probieren werden, ob die Zusammenarbeit klappt.
Trotzdem werden wir dich nicht vergessen. Wir haben deine Daten gespeichert, und werden wieder auf dich zukommen, wenn wir etwas interessantes für dich haben. Zum Beispiel könnte es ja sein, dass wir einen Kunden in deiner Region haben, für den wir von dir ein Text bräuchten. Wir werden dann mit Sicherheit wieder auf dich zurückkommen.

Bis dahin sagen wir vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast uns deine Daten zu schicken.

Wir wünschen dir viel Erfolg für die Zukunft.

Die beiden Unterzeichner haben sich nie mehr gemeldet. Das ist auch nicht schlimm. Aber sie haben sich damals die Mühe gemacht, eine freundliche Absage zu schreiben. Eine Email, die noch zweieinhalb Jahre nach dem Erhalt beim endgültigen Löschen ein gutes Gefühl macht. So sollte es sein.

Leider ist es aber nicht immer so. Ich weiß gar nicht, wie viele Emails und auch ausführliche Angebote ich schon raus geschickt habe, auf die ich dann nie wieder irgendwas gehört habe. Das ist extrem ärgerlich. Eine Absage ist nicht schlimm. Auch kein “Sie sind zu teuer.” Schlimm ist die mangelhafte Wertschätzung von Engagement und Zeitinvestment. Wenigstens ein “Danke, nein doch nicht” könnte man als Dienstleister auf ein Angebot doch wohl erwarten.

Ausbleibende Reaktionen führen bei mir mittlerweile dazu , dass ich mir immer häufiger sehr gut überlege, ob ich überhaupt Zeit investiere, um mich in ein Anliegen einzudenken. Ich schreib nun mal nicht gerne für die Tonne. Noch nicht mal Angebote.