Von Höflichkeit und Anstand

Kurz vor dem Urlaub räume ich wie in jedem Sommer mein Büro ein wenig auf. Ablage von Monaten. Im normalen Alltag komme ich meistens nicht dazu. Wenn`s wie jetzt zu heiß für kreative Tätigkeiten ist, ist Aufräumen genau das Richtige. Eines meiner Ablagefächer ziert ein Aufkleber “Akquise”. Hier sind alle Anfragen und meine darauf hin gemachten Angebote und alle anderen Kontakte mit potenziellen Kunden gelandet. Ich muss mal wieder feststellen – nach einigen Monaten sind das nicht wenige. Aus manchen dieser Vorgänge sind längst Aufträge geworden. Erledigt, bezahlt und abgehakt. Aber aus einigen eben auch nicht.

Da gibt es Angebote, die habe ich im April erstellt. Und bis heute keine Reaktion darauf bekommen. Wohlgemerkt: ANGEBOTE. Keine schlichte Email mit ein paar Zeilen, sondern ausgearbeitete Kostenvoranschläge, die viel Zeit gekostet haben. Wie jeden Text selbst bearbeite ich natürlich auch Kundenanfragen individuell. D.h. ich nehme mir Zeit, setze mich mit dem betreffenden Thema auseinander, um ein realistisches Angebot schreiben zu können. Dies alles offenbar nur, um die Ausdrucke dieser Angebote jetzt in den Schredder zu stecken. Seit Jahren ärgere ich mich in diesem Moment. Nicht, weil kein Auftrag draus geworden ist, sondern über die Unhöflichkeit der Anfragenden.

Ob ausgearbeitetes Angebot oder kurze Email-Antwort – eine kurze Antwort wäre einfach anständig. Jede Reaktion ist besser als gar keine. Es kann also ruhig auch eine Absage sein. Hey – das ist normal und gehört im Geschäft dazu. Schweigen aber, das ist alles andere als businesslike.