So gut schmeckt Klimaschutz*

Wir wollen müssen (!) ALLE gegen den Klimawandel tun, was in unserer Macht steht. Argumente wie  „Solange die in China …“ etc. pp. dienen doch nur als Rechtfertigung, als Alibi fürs eigene Nichtstun. „Was kann ich denn schon tun? Ich allein kann doch nichts ausrichten.“ Auf solche Gedanken möchte ich mit einem afrikanischen Sprichwort antworten, das sicher die meisten Menschen kennen:

„Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“

Und nun stelle man sich mal vor, was alle Menschen an allen Orten der Welt täglich tun:

Sie essen.

Jeder Mann, jede Frau, der oder die Mahlzeiten zubereitet, sollte deshalb dieses Buch gelesen haben und in der Küche stehen haben:

Der Titel verheißt es: Es können also wirklich alle etwas tun für den Klimaschutz. Alle, die kochen. Gleich in der Einleitung zum Buch liest man, dass der Einfluss unserer Ernährung auf das Klima gar kein kleiner ist:

„Jede und jeder von uns in Deutschland hinterlässt durchschnittlich pro Jahr einen Klimafußabdruck von rund elf TonnenCo2-Äquivalenten. Ungefähr zwei Tonnen davon sind der Ernährung zuzurechnen, also etwa ein Fünftel.“

Antworten auf viele Fragen

Das Buch enthält viele Rezepte, ist aber dennoch sehr viel mehr als ein Kochbuch. Die erste Hälfte des Buches gibt Antworten auf viele Fragen:

  • Warum ist „regional und saisonal“ eigentlich so wichtig?
  • Was haben Käse und Flug-Obst mit dem Klima zu tun?
  • Leben Vegetarier:innen oder Veganer:innen umweltfreundlicher?
  • Wie können Hülsenfrüchte die Umwelt schützen?

Wir erfahren, was es bedeutet, klimaschonend zu essen. Drei große Kapitel widmen sich verschiedenen Lebensmittel-Arten:

  • Gemüse und Obst
  • Tierische Lebensmittel
  • Getreide, Getränke und Schokolade

Es geht um Lebensmittelverschwendung, die richtige Einkaufsplanung und das optimale Lagern von Lebensmitteln. Und natürlich darf in einem Buch zum Klimaschutz durch die Ernährung das Thema Energiesparen in der Küche nicht fehlen.

Appetitanregend!

Der zweite Teil des Buches macht dann aus diesem Ratgeber ein Kochbuch – ca. 80 Rezepte warten darauf, nachgekocht zu werden. Allesamt einfach, alltagstauglich und ohne exotische Zutaten und viel Klimbim. Dennoch interessant und äußerst ansprechend, um nicht zu sagen appetitanregend. Da die wichtigste Grundlage bei der klimaschonenden Ernährung die saisonalen und regionalen Zutaten sind, sind die Rezepte folgerichtig nach Jahreszeiten gegliedert. Perfekt – so braucht man keine umständlichen „Wann-wächst-was-Tabellen“, sondern kann sicher sein, die Zutaten für die Rezepte aus dem Kapitel Herbst bekommt man garantiert jetzt auf jedem Wochenmarkt oder in jedem Laden. Das Schlusskapitel enthält außerdem Rezepte, die man das ganze Jahr über kochen kann. Für jede Saison gibt es menütaugliche Empfehlungen – also von Suppe, Salat, Hauptgericht bis zum Dessert und/oder Kuchen ist in jeder Saison alles dabei.

Mit „So gut schmeckt Klimaschutz“ hat die Verbraucherzentrale ein Buch herausgegeben, das einen Sponsor verdient hätte, der es möglich macht, jedem Haushalt in Deutschland ein Exemplar zukommen zu lassen. In jedem Fall wünsche ich der Verbraucherzentrale und auch der Autorin, der Ernährungswissenschaftlerin Melanie Kirk-Mechtel den größtmöglichen Erfolg für dieses Buch. Je mehr Menschen es lesen und danach kochen, desto mehr kommt das uns allen zugute.

Melanie-Kirk-Mechtel
So gut schmeckt Klimaschutz
Verbraucher-Zentrale NRW (Hrsg.) New Edition, Oktober 2023
Taschenbuch‎ 192 Seiten
ISBN ‎ 978-3863361778
€ 20,-
Erhältlich überall, wo’s Bücher gibt und direkt hier.

*Werbung – für diese Rezension wurde mir ein Exemplar des Buches zur Verfügung gestellt. 

Auf das Leben! Das Glücksbuch für die besten Jahre*

Nachdem diese Rezension fertig war, dachte ich, dass ich ihr wohl noch einen Absatz voranstellen sollte:

Dieser Text ist persönlicher geworden, als geplant. Was ganz einfach daran liegt, dass mich schon der Titel sehr triggert, dass ich ganz klar zur Zielgruppe gehöre, und dass ich mich in einer Lebensphase befinde, in der ich mich zugegeben wirklich nicht besonders glücklich fühle. Eine misslungene Operation, ignorante Reha-Ärzte und diverse davon unabhängige gesundheitliche Baustellen haben mich in den letzten zwei Jahren ziemlich aus der Bahn geworfen. Ich musste und muss mich und mein Leben in mancher Hinsicht neu oder anders gestalten und lernen, dass es auch eingeschränkt schön sein kann. Das ist nicht ganz so einfach. Da kommt dieses Buch gerade recht.

Beginnen wir ganz vorne. Bei der Widmung:

Beneidenswert. Meiner Mutter war Älterwerden leider nicht vergönnt, sie starb zu früh. Und mein Vater hadert mit dem Älterwerden und ist damit alles andere als glücklich. Beides keine schönen Erfahrungen. Um so mehr erhoffte ich mir von diesem Buch Motivation und positive Energie in Bezug auf mein eigenes Leben.

Ansprechend gestaltet

Ich beginne zu lesen und bin zunächst begeistert über die Gestaltung. Einzelne Zitate allein auf einer Seite, dann wieder ein Bild – großartige Illustrationen von Veronika Gruhl und tolle Fotos von Martina Klein – Kästen mit Tipps, Seiten mit Bulletpoints machen die Lektüre extrem kurzweilig und abwechslungsreich. Zwischendrin immer mal wieder eine Kolumne der Autorin, die viele Aspekte des Älterwerdens mal ernst, mal humorvoll und augenzwinkernd unter die Lupe nimmt. Aber das Herz dieses Buches sind die Portraits der Frauen und die Interviews, die die Autorin mit ihnen geführt hat.

Tolle Frauen.

Eine Glücksforscherin, eine 15-fache Großmutter als „Silvermodel“, Claudia Roth, unsere Staatsministerin für Kultur und Medien, eine Ordensschwester, eine Autorin und noch so viele großartige Frauen mehr. Gleich vier davon – und die Autorin – kenne ich persönlich und auch schon sehr lange. Allein das macht mich schon froh und dankbar: Was habe ich für ein Glück, so tollen Frauen in meinem Leben begegnet zu sein. [Kleine Anmerkung für Insider: Ein Stück von mir ist auch im Buch, „geshoppt“ von Michi in der Butike. Hat mir spontan ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.] Ich will gar nicht alle Portraitierten in diesem Buch aufzählen, das käme mir wie „spoilern“ vor. Es macht so viel Freude, sie beim Lesen selbst zu entdecken und kennenzulernen.

Susanne Ackstaller führt uns Lesende in jedes Portrait sanft ein. Es ist, als käme man mit ihr bei den jeweiligen Frauen an. Als Leserin hab ich so Gelegenheit, mich auf die immer neuen Charaktere einzustellen und mich dann auch mit ihr gemeinsam in das Gespräch zu begeben, das die Autorin mit den Frauen führt. Ihre Fragen sind einfühlsam in zwei Richtungen. Sie beweist Empathie für ihr Gegenüber, bleibt aber auch immer ihren Leserinnen zugewandt. Will heißen: Sie stellt die richtigen Fragen. Ich hatte an keiner Stelle das Gefühl, etwas zu vermissen. Im Grunde fühlt man sich beim Lesen, als säße man mit dabei.

Durchs gesamte Buch fließt eine Leichtigkeit. Nicht nur die Inhalte, auch die Sprache, der Stil, die Art der Präsentation zeigen, was die Autorin sagen will: Das Leben ist schön.

Am Anfang hatte ich diesen Gedanken, ob man denn angesichts der Katastrophen, Krisen und Kriege um uns herum, denn überhaupt so positiv das Leben feiern kann, wie es ja schon der Titel des Buches tut. Ein Gedanke, der auch im Buch Platz findet. Michaela Pelz auf die Frage, ob eine wichtige Frage vergessen worden sei:

„Vielleicht die, ob man überhaupt glücklich sein darf in einer Welt, die in vielerlei Hinsicht so deprimierend ist – aufgrund von Klimakrise, Umweltkatastrophen, Krieg, vor allem aber dem zunehmenden Hass unter den Menschen, der dich im Großen wie im Kleinen in Unterdrückung, Mobbing, Diskriminierung zeigt.“

Susanne Ackstaller fragt weiter: „Und – darf man?“

„Man darf nicht nur, man muss es! Um selbst gefestigt und stabil zu bleiben, sodass man durch das eigene Tun die Welt besser machen und langfristig verändern kann. Ich bin davon überzeugt: Glückliche Menschen zetteln keine Kriege an, sie hassen nicht, und sie behandeln andere nicht verächtlich.“

Mit einem Zitat von Sartre, das ich unlängst hörte, möchte ich enden:

„Vielleicht gibt es bessere Zeiten, aber diese ist unsere.“

Machen wir das Beste draus und versuchen wir, unsere Zeit so glücklich wie möglich zu verbringen. Am besten ein Leben lang. Wer dabei ein bisschen Hilfe und Unterstützung braucht, sollte dieses Buch lesen. Ich kann versichern – ich habe in jedem einzelnen der insgesamt 17 Portraits etwas für mich und mein Leben entdeckt: Bestätigung, Anregung, Motivation, Stärkung.

Auf der Verlagsseite wird dieses Buch “Lifestyle-Ratgeber” genannt. Das gefällt mir nicht. “Lifestyle” ist ein ziemlich abgenutztes Modewort. Ich finde, das ist keine treffende Bezeichnung für “Auf das Leben!” Es ist ein Mutmach-Buch.

Susanne Ackstaller
Auf das Leben! Das Glücksbuch für die besten Jahre
Mit Fotos von Martina Klein und Illustrationen von Veronika Gruhl
Knesebeck Verlag 2023
28 Euro
ISBN: 978-3957286314

Erhältlich direkt hier beim Verlag oder überall, wo’s Bücher gibt.

 

*Werbung – für diese Rezension wurde mir ein Exemplar des Buches zur Verfügung gestellt. 

Workbook Gendern*

 

Fangen wir mit dem Wichtigsten an: Das Workbook Gendern hält, was sein Titel verspricht: es ist definitiv ein Arbeitsbuch. Und das nicht nur, weil es Übungen enthält, die den Lesenden direkt Gelegenheit geben, die frisch erlesenen Infos in die Tat umzusetzen, sondern auch und vor allem, weil es den Werkzeugkasten gleich mitliefert, mit dessen Hilfe die Übungsaufgaben erfolgreich erledigt werden können. Was die Textarbeiterin auch freut: es sind nur knapp 40 DinA4-Seiten, die uns von einer gehörigen Portion Gendersensibilität trennen.

Blättern wir doch mal durch:

Es beginnt mit einem freundlichen Begrüßungstext, gefolgt von einem kurzen Abriss der Entwicklung und einer Darstellung, warum eine gendersensible Sprache sinnvoll ist. Schon sind wir auf Seite 9 gelandet und damit im alphabetisch sortierten Werkzeugkasten. Ein Werkzeugkasten, der auch für mich als beruflich seit mehr als 30 Jahren vielschreibende Person noch inspirierende Kraft hat. 18 Seiten weiter wundern wir uns nicht mehr, warum Teil drei denn wohl nicht mit „Übung macht den Meister“ überschrieben ist, sondern finden es völlig einleuchtend, dass da steht: „Übung macht meisterlich.“ Wer sich bei den Übungen noch unsicher ist (oder wer schummeln möchte *g) – am Ende des Kapitels gibt’s nicht nur die Lösungsvorschläge, sondern auch, was gendernde Menschen häufig brauchen: Argumente fürs Gendern.

Und wem das nun alles doch zu schnell ging: die Literaturempfehlungen am Schluss helfen beim Vertiefen des Themas. Mir persönlich ging’s nicht zu schnell – gar nicht. Ich bin vielmehr sehr beeindruckt, wie komprimiert die Autorinnen Andrea Görsch und Katja Rosenbohm dieses Thema auf den Punkt gebracht haben. Ich vermisse nichts. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass Menschen, die nicht gerade so routiniert im Schreiben sind, wie es eine professionelle Texterin ist, sich ein paar mehr Übungen wünschen könnten. Die fand ich doch ein bisschen knapp bemessen.

Grundsätzlich aber: Absolute Leseempfehlung für alle, die sich dem Gendern nähern wollen, oder die noch routinierter in gendersensibler Sprache werden und dabei möglichst wenig Gendersternchen oder -Doppelpunkte verwenden wollen. Denn – wie schreiben die Autorinnen am Anfang ihres Buches: „Gendern ist viel mehr als ein paar Sterne über den Text zu streuen.“

 

Andrea Görsch und Katja Rosenbohm
Workbook Gendern.
Mit leicht umsetzbaren Tipps und Übungen
Erste Auflage 2023
ISBN: 978398198362

 

 

 

 

 

*Werbung – für diese Rezension wurde mir ein Exemplar des Buches zur Verfügung gestellt.

 

Die Letzte Generation – Das sind wir alle.

Die Journalistin Angela Krumpen habe ich im Jahr 2017 kennengelernt, als sie mich in ihre Sendung „Menschen“ einlud, die sie über 20 Jahre beim Domradio moderiert hat. Anlass war mein Buch „Umweg Jakarta“. Seither stehen wir in losem Kontakt. Am Sonntag landete ihr neuester Newsletter in meiner Mailbox. Er fiel mir sofort durch seinen Betreff auf:

Die Letzte Generation – Das sind wir alle. (Neue Buch-)Post von Angela.

Ich wunderte mich total („Wunder kommt von wundern“) – was hatte Angela mit der Letzten Generation und mit diesem Buch zu tun?

Die Antwort stand im Newsletter:

Mein neues Buch ist da. (Ghosts stehen nicht mal bei Prinz Harry auf dem Cover. Aber innendrin. Mit Bild und Nachwort und überhaupt habe ich alles geschrieben.) “ [Es lohnt sich, diesem Link zu folgen, und auch ihre Ankündigung zu lesen.]

Auf der Stelle schrieb ich ihr. Postwendend rief sie mich an. Und wir redeten und redeten und redeten.

Was für ein Zufall! Erst vor wenigen Tagen hatte ich mit meiner Tochter Jana über das Buch, über Henning Jeschke, Lina Eichler und Jörg Alt gesprochen – und natürlich wollte ich dieses Buch unbedingt lesen. Und jetzt kannte ich die Frau, die dieses Buch mit den Dreien realisiert und für sie geschrieben hat, sogar persönlich.

Mittlerweile habe ich das Buch gelesen – es sind 190 Seiten, die man nicht mehr aus der Hand legt, wenn man einmal angefangen hat. Das Buch – wie sagt man so schön – liest sich weg wie nix. Wenn, ja,  wenn  man nicht zwischendurch immer mal wieder hochgucken, schlucken und durchatmen müsste.

Es beschreibt den Weg der sehr jungen Lina Eichler bis hin zur Bereitschaft, in einen Hungerstreik zu treten. Es beleuchtet auch die Motive und Gedankenwelt von Henning Jeschke, dem jungen Mann, der 26 Tage lang gehungert hat und beinahe gestorben wäre, damit endlich ein führendes Regierungsmitglied mit ihnen spricht. Und es zeigt, wie Jörg Alt vom Jesuitenpater erst zum Straftäter (wer Lebensmittel vor dem Wegwerfen bewahrt, ist hierzulande ein Dieb) und dann zum Klimakleber wurde.

Angela Krumpen hat mit allen Beteiligten gesprochen und die Inhalte der Gespräche zu einem lesenswerten Buch zusammengefügt. Geschickt eingeflochten werden immer wieder Erläuterungen, Zitate und aktuelle Fakten zur Klimakrise.

Wer sollte das Buch lesen?

Wer sich fragt, was das für Menschen sind, da bei der Letzten Generation, sollte dieses Buch lesen.

Wer verstehen will, was Menschen in den zivilen Widerstand treibt, sollte dieses Buch lesen.

Wer sich fragt, was man denn selbst tun kann, sollte dieses Buch lesen.

Wer glaubt, dass man sowieso nichts mehr tun kann, sollte es lesen, aber auch die, die denken, es wird sowieso irgendwie weitergehen.

Alle, die zur letzten Generation gehören, die die Klimakatastrophe noch aufhalten könnten, sollten dieses Buch lesen:

WIR ALLE.

Lina Eichler, Henning Jeschke und Jörg Alt ist zusammen mit Angela Krumpen ein beeindruckend ehrliches, authentisches Buch gelungen, sie gestatten den Leser*innen einen tiefen Blick in ihre Gedankenwelt, sprechen offen über ihre Ängste und Motive und helfen, zu verstehen, warum man wenige Wochen vor dem Abitur die Schule abbricht, sein Studium sausen lässt oder seinen Job kündigt, um sich auf Autobahnen zu kleben.

Dieses Buch belehrt nicht, es berührt. Und ist gerade deshalb so lehrreich.

Einer der ersten Rezensenten war Heribert Prantl. Der letzte Satz seiner Leseempfehlung lautet:

„Wer nach der Lektüre des Buchs noch von einer Klima-RAF schwadroniert, hat nichts kapiert.“

Das Buch ist überall erhältlich, wo es Bücher gibt. (Alle Bezugsquellen hier.)  Erschienen ist es im Verlag bene! von Drömer Knaur und kostet 18 €, e-book 15,99 €

Save the date!

Am Donnerstag nach Ostern, den 13. April 2023 gibt es um 17.30 Uhr eine von Angela moderierte Buchvorstellung im Domforum in Köln. Mit den Autor*innen und dem Musiker Stephan Brings. Der Eintritt ist frei.

Annika Lamer: Rechtschreibung klipp und klar erklärt*

Das Erste, was ich dachte, als das Buch in der Post war:

„Boah ist das dick!“

350 Seiten! Aber wer öfter Texte schreibt, weiß auch, wie viele Fragen unsere Rechtschreibung manchmal aufwerfen kann. Und so steht es auch in der Ankündigung von Dumont, dem Verlag, in dem „RECHTSCHREIBUNG KLIPP UND KLAR ERKLÄRT“ von Annika Lamer erschienen ist:

„Es sind doch immer dieselben Fragen: Schreibt man das jetzt groß oder klein, zusammen oder getrennt? Und was ist mit den vielen Anglizismen – werden die eigentlich wie deutsche Wörter gebeugt?“

Ich gebe zu – bevor ich das Buch in den Händen hielt, dachte ich ja:

“Wozu brauchen wir den drölfzigsten Rechtschreibratgeber? Außerdem gibt’s doch den Duden.”

Aber nachdem ich das Buch bekommen und reingelesen hatte, sah ich das anders. Denn dieser Ratgeber ist auch anders. Während ich zum Beispiel beim ehrwürdigen Duden sehr oft gar nicht weiß, wo ich suchen muss, um die Erklärung zu finden, die ich gerade brauche, denkt dieser Ratgeber irgendwie mehr mit meinem Kopf. Und vor allem: Die Autorin spricht meine Sprache. Sie verwendet nur die allernötigsten grammatischen Fachbegriffe – so was wie Plusquamperfekt kommt nicht vor – und erläutert selbst die noch einmal gesondert im anhängenden Glossar.

Also – zurück zum Anfang:  „Boah ist das dick“ – ich schlage das Buch auf und erwarte ein Inhaltsverzeichnis, für das man einen Kompass braucht. Aber ich sehe dies:

Kurz und knapp wurden 350 Seiten Inhalte überschaubar in nur sechs Oberkapitel aufgeteilt:

  1. Groß- und Kleinschreibung
  2. Zusammen oder getrennt?
  3. Grammatikfragen
  4. Anglizismen und andere Fremdwörter
  5. Datums- und Zeitangaben
  6. Zeichen, Symbole und Abkürzungen

Die Unterkapitel dienen gleichzeitig der Navigation durch dieses Buch – sie zeigen, worum es konkret geht, also wo ich schauen muss, wenn ich eine Frage habe. Und damit ich auch garantiert fündig werde, folgt dann gleich zu Beginn des Buches eine äußerst aufschlussreiche Einführung: „So verwenden Sie dieses Buch.“ Ich lerne, dass ich es nicht ganz durchlesen müsste, um es zu nutzen und zu verstehen. Find ich gut, denn wer liest schon gerne 350 Seiten über Rechtschreibung?

Alles andere als dröge

Aber dieses Buch ist anders. Es beginnt mit einem netten, kurzweiligen Dialog zwischen Sina und Gerrit. Die beiden reden über das Thema Rechtschreibung und gehen dann erst einmal zur Eisdiele.

Zwei Seiten weiter sind sie wieder zurück und müssen sich wohl vom kalten Eisessen aufwärmen, denn nun reden sie über das Zubereiten von Tee.

Ähem. Eine Geschichte statt öder Regeln?

Ja genau. Sina und Gerrit sind nämlich große Fans von richtigem Deutsch und tauchen deshalb bei jeder neuen Fragestellung erneut auf. Sie machen aus dem Rechtschreibratgeber ein Buch, das man plötzlich gar nicht mehr soo dröge findet. Vor allem aber ist es die unterhaltsame Herangehensweise an dieses Thema, die mit dafür sorgt, dass ich mir so manche Rechtschreibregel besser merken kann.

Der kleine umrahmte Absatz am Ende eines jeden Themas enthält ein Fazit des Gesagten, also quasi die Regel, die ich mir merken sollte oder in vielen Fällen auch einen Tipp, wie ich sie mir merken kann oder wie ich herausfinde, ob man – je nach Fragestellung – zum Beispiel klein oder groß, zusammen oder getrennt schreibt, oder ob Dativ oder Akkusativ folgt.

Eingängige Darstellung mit viel Weißraum

Das Buch ist super formatiert für Schnell-Leser:innen und Nachschlager:innen. In Rot gesetzte Beispiele und reichliche und großzügige Absätze machen das Lesen leicht und helfen bei der Orientierung. Das sieht dann z.B. so aus:

Annika Lamer legt weitestgehend die Duden Regeln zugrunde, trifft aber manchmal auch abweichende Entscheidungen, was sie dann aber auch erwähnt. Die Autorin versteckt sich nicht hinter bestehenden Regeln, sondern bringt ein ganzes Stück ihrer eigenen Autoren-Meinung mit ein. Das macht dieses Buch zu einem besonders sympathischen Ratgeber.

Im Epilog liegen Sina und Gerrit chillend in der Sonne und ihr letztes Gespräch in diesem Buch macht deutlich: Es ist längst noch nicht alles gesagt zum Thema Rechtschreibung.

Ich empfehle dieses Buch allen, die viel schreiben und immer mal wieder auf Zweifelsfälle stoßen. Auf meinem Schreibtisch gab es bisher zwei Bücher, die ich immer in Reichweite habe und ständig benutze. Jetzt sind es drei.

Wer nach der Lektüre des Buches noch nicht genug hat, sollte der Autorin im Internet folgen. Auf ihrer Website schreibt die Rechtschreibexpertin in ihrem Blog regelmäßig über das Thema, sie gibt Workshops und Schreibtrainings und bietet in ihrem Newsletter Rechtschreibtipps. 

Annika Lamer

RECHTSCHREIBUNG KLIPP UND KLAR ERKLÄRT

Mit Leichtigkeit zu korrekten Texten

352 Seiten, Klappenbroschur mit bedruckten Innenseiten
Erschienen bei Dumont am 12.10.2022
ISBN 978-3-8321-8200-7
€ 20,-

 

 

 

*Werbung – für diese Rezension hat mir der Verlag ein Exemplar des Buches zur Verfügung gestellt.

 

An adventure of work & travel

An adventure, so nennt Philine von Sell ihr Leben selbst, aber man spürt auch ein wenig von diesem Abenteuer, wenn man für sie arbeitet.  Seit bereits einiger Zeit hab ich die Ehre und das wirklich große Vergnügen, genau dies zu tun. Nur fühlt es sich meistens gar nicht wie Arbeit an, sondern eher wie eine Reise, die mehr Freude als Mühe macht. Schließlich geht es ja auch immer in irgendeiner Form ums Reisen, ums Unterwegssein. Unser jüngstes gemeinsames Projekt ist eine neue kleine Personality-Seite über sie selbst: philinevonsell.com Ich zeichne hier verantwortlich für den Text und war auch konzeptionell beratend dabei. Die wunderbaren Fotos kommen natürlich von ihr selbst, für die Technik und Umsetzung in WordPress war Frank Paul von ants and butterflies zuständig. Meine Texte übersetzt hat Leigh Hoch von fullspeak.de. 

Teamwork makes the dream work

Das Schönste an diesem Projekt war das bemerkenswert Reibungslose. Alle Zahnrädchen haben wunderbar ineinander gepasst, es hat wirklich nirgendwo gehakt und so haben wir diese neue Seite in relativ kurzer Zeit ins Web entlassen können. Meine Textarbeit hat mir großen Spaß gemacht, ging es doch darum, was ich am liebsten mache: mich kurz fassen. Packe möglichst viele Infos auf eine möglichst kompakte Seite. Schreibe Texte, die auch mit wenigen Worten transportieren, worauf es Philine von Sell ankommt, wie sie ist und was sie zu bieten hat. Und vor allem: zeige, wie kompetent, aber auch sympathisch und zugewandt sie ist. Ich hoffe, das ist mir strukturell wie inhaltlich gelungen.

Ich danke für das mir entgegengebrachte große Vertrauen und wünsche dir Philine ganz viel Erfolg und Spaß auf deinen Reisen mit dieser kleinen Website als Reisebegleiterin.